Schüler forschen
1. Fachtagung am 20.10.2011 im Museum der Arbeit
Hamburg mangelt es an Wissen und Können in den Naturwissenschaften: Weil qualifizierte Fachkräfte fehlen, sind in Norddeutschland laut Institut der deutschen Wirtschaft Köln aktuell 10.000 MINT-Stellen nicht zu besetzen. Durchschnittlich 126 lange Tage dauert in der Hansestadt die Vakanz für eine Ingenieursstelle – damit hält Hamburg nach Auskunft der Bundesagentur für Arbeit deutschlandweit den Negativrekord. Auch dem Nachwuchs fehlt das Interesse. Im bundesweiten Bildungsvergleich schneiden Hamburger Schüler bei den Naturwissenschaften „katastrophal“ ab, wie die Hamburger Schulbehörde dieser Tage zugab.
Hier will das MINTforum Hamburg gegensteuern. Erste Impulse lieferte die Fachtagung „Schüler forschen“ im Museum der Arbeit. Auf Einladung der Joachim Herz Stiftung, der Körber-Stiftung, des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung und der Nordmetall-Stiftung diskutierten über 150 Hamburger Lehrer und Experten neue Wege, um Schülerinnen und Schülern technische und naturwissenschaftliche Fächer nahezubringen.
Ein erfolgversprechender Ansatz: Raus aus dem Klassenraum und rein ins Labor zum selbstständigen Experimentieren. Erstmals präsentierten sich auf der Tagung gebündelt 26 Hamburger Organisationen und Vereine, die Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zum praktischen Forschen bieten: Als „Klimabotschafter“ werten Schüler Daten von Wetterstationen aus. Diese werden anschließend in regionalen Medien veröffentlicht. Bei den „Kinderforschern an der TUHH“ können Schulen Experimentierkisten ausleihen; auf dem „Gut Karlshöhe“ entdecken Jugendliche die Gesetze regenerativer Energie und Natur-Phänomene wie Wind, Kälte und Sonne.
Eigenständiges Arbeiten erweckt die Naturwissenschaften zum Leben, Schüler gehen ihrer natürlichen Neugierde nach und entwickeln Spaß am entdeckenden Lernen. Der Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist Prof. Harald Lesch unterstrich in seinem Vortrag, wie positiv und langfristig sich Naturwissenschaften einprägen, wenn sie direkt erlebt werden: „Die MINT-Fächer sind die Fächer, die junge Menschen und Erwachsene gleichermaßen zum Staunen, ‚Irren‘, Nachdenken bringen. Sie sind wahre Wunderfächer."
Schulsenator Ties Rabe unterstützt die neuen Ansätze für den naturwissenschaftlichen Unterricht: „Die Ergebnisse der erst kürzlich veröffentlichten Schulstudie KESS 11/12 haben leider erneut bestätigt, dass Hamburgs Schüler enormen Nachholbedarf im Bereich Naturwissenschaften haben. Dies stellt eine erhebliche Herausforderung für den naturwissenschaftlichen Unterricht dar. Jede Unterstützung für Lehrkräfte dabei, wie Schülerinnen und Schüler für MINT begeistert werden können, ist insofern herzlich willkommen.“